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Schmoren im Marokkanertopf

Ein Geschäft für marokkanisches Kunsthandwerk wurde zum TajineZentrum

VON FLORIAN HOLZER

Und zum Nachtisch Crème d'amourf Mo h el Hamdaoui (r. mit Kellner) bringt Petit Maroc nach WienNeubau Florian Holzer beschreibt seit 1988 jede Woche ein neues Lokal

Vor ein paar Tagen meinte Moh el Hamdaoui noch, er wisse w nicht so genau, wann er aufsperren würde. Er sei so müde, so erschöpft, der Umbau. Vorige Woche hat er's dann doch geschafft, gut so, weil Wien nun endlich! ein spezielles, kleines und auch ziemlich hübsches marokkanisches Lokal hat, das sich auf die Zubereitung der fantastisch aussesehen TajineSchmorgerichte aus den gleichnamigen Tontöpfen versteht. Seit 2003 handelte Moh hier in der Neubaugasse mit nordafrikanischem Kunsthandwerk und diesen formschönen, großen Töpfen, die nach ein oder keinmaligem Gebrauch so wunderbar Staub und klebrigen Küchendunst ansetzen, ja, gleich neben dem Fonduetopf und dem Wok. Und weil alles ständig in Bewegung sei, wie er sagt, machte er nun ein Lokal draus. Eine befreundete Innenarchitektin besorgte Material aus Marokko und Amsterdam, schön perforierte ! Kugellampen und stilisierte Verblendungen schaffen neomaghrebinische Atmosphäre, Terrakottaboden, dunk i les Holz, helle Lederbänke, gutes ! Licht, mittelgute Musik (der BuddhabarAggregatsound), bunte Fliesentischchen auf der Gasse, sehr, sehr stimmungsvoll. Die Karte ist überschaubar, aber es klingt eh alles interessant. Geschmor¬te Melanzani mit schön viel Kreuz¬kümmel und Ei zum Beispiel, sehr gut (€ 3,60), ein ziemlich umfangreicher Linsensalat, auch mit reichlich Cu min, auch sehr gut (€ 3,10), marinier¬te Karotten und Zucchini, nicht ganz so spannend (€ 3,40), und bei der grundsätzlich großartigen Kombi von Sardinenfilets, Paradeiserscheiben und Zwiebel wäre mehr als ein Fischfilet vielleicht noch besser (€ 4,10). Zum Aperitif es gibt übrigens SchnaitlPils! kommen in Knob¬lauch und Zitrone marinierte Oli¬ven, und wenn's heiß ist in Neubau und man da heraußen sitzt, dann ist das schon recht super. Und da stört's dann irgendwie auch gar nicht, dass die Tajine mit geschmortem Lamm, karamellisierten Zwetschken, Mandeln und Sesam schon ziemlich weihnachtlich schmeckt, mit einem Glas marokkanischen Grenache dazu fügt sich das ganz gut (€ 12,90). Etwas sommerlicher ist die Variante mit Huhn, grünen Oliven und Zitrone, für die Sauce gibt's türkisches Weißbrot, und wer meint, kann dann sogar noch Crème d'amour nehmen, die aber noch nicht ganz passte, meint Moh, die MandelSesamKekserln dazu aber schon (€ 3,80). Resümee: Ein neues, kleines, hübsches, entspanntes, marokkanisches Lokal mit Schmorgerichten aus heißen Tontöpfen.

Entspannt marokkanisch: Petit Maroc