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Wiens neuer Orientboom

Ein neuer Marokkaner hat in Neubau eröffnet

Ein neuer Marokkaner hat in Neubau eröffnet, auch libanesische, usbekische und aserbaidschanische Lokale sind mittlerweile in Wien zu finden. Türkische Lokale sind in der ganzen Stadt auf Expansionskurs generell erleben momentan orientalische Restaurants in Wien eine neue Gründerzeit. Wiens neuer Orientboom.

Lamm mit karamellisierten Pflaumen und Sesam taucht hinter der Dampfwolke auf, als Moh El Hamdaoui den Deckel der Tagine anhebt. Das marokkanische Kochgeschirr ist die Spezialität des „Le Petit Maroc", das vor zwei Wochen in der Neubaugasse aufgemacht hat. Eine Eröffnung, die einen Trend fortschreibt orientalische Restaurants erleben in Wien gerade eine neue Gründerzeit. Erst waren es die Italiener, die in den Sechzigern und Siebzigern eine Pizzeria nach der anderen aus dem Boden schießen ließen. In den Achtzigern begann die rasante Ausbreitung der Chinarestaurants, in den Neunzigern wurde schließlich die japanische Küche massentauglich und Sushi zur kulinarischen Selbstverständlichkeit. Jetzt ist es die orientalische Gastroszene, ob türkisch, persisch, marokkanisch, die zunehmend ins Zentrum Wiens drängt jenseits der omnipräsenten Kebabstände, die den Begriff „Küche" kaum ausreichend repräsentieren können.

In österreich zu vermarkten auf Märkten und mit Kochvorflihrungen in einem angemieteten Lokal. Und eines Tages beschloss er, mit seinem Partner Najib Samad das Lokal gleich in ein Restaurant umzuwandeln. Ein Restaurant, das gleichermaßen die weltoffene urbane Szene Wiens anspricht wie auch viele Franzosen marokkanisches Essen hat in ihrer Heimat durch die Kolonialgeschichte schon länger Tradition. Marokkaner kommen dagegen nur selten ins „Le Petit Maroc", meint El Hamdaoui, „denn es gibt so wenige in Wien". Eine größere Tradition hat hierzulande die türkische Community. Vor allem rund um den Brunnenmarkt in Ottakring findet man Lokale, die österreicher ebenso wie auch Türkischstämmige anziehen „Kent", „Liman" und „Etap", quasi das Dreigestirn der türkischen Küche in Wien. Während das „Kent" kürzlich eine weitere Filiale in Favoriten aufmachte, zieht es die Betreiber des „Etap" näher ins Zentrum. „Wir wollen an eine betuchtere Klientel und an Touristen besser herankommen", sagt Cenk Sentürk, der das Marketing für das Restaurant macht, „viele Araber und Muslime wollen dort versorgt werden". Und so eröffnete man vor rund drei Monaten in der Operngasse den „Etap City Point". Türkisch, aserbaidschanisch. Die Geschäftsleute der Gegend sorgen um die Mittagszeit für eine gute Auslastung ohne Reservierung gibt es kaum eine Chance. Am Abend, so Sentürk, sei eine Vorreservierung aber nicht not Marokkanisefre^Föfrfe, usbekische Nudeln es muss nicht immer nur Kebab sein. wendig, um die „osmanischtürkische Küche" zu probieren. „Osmanisch", diese Bezeichnung für das Essen will man propagieren, um sich von all den übrigen Lokalen mit türkischem Essen abzuheben. iiTTfpmmr gen mit Samsa (einem mit Faschiertem gefüllten guten Brotteig), Laghman (Bandnudeln mit Lamm), Manti (gefüllten Teigtaschen) eher zentralasiatisch gehalten und eigentlich schon recht weit weg von Kebab, Falafel & Co. Ebenfalls etwas ausgefallener sind die Speisen im „Le Cedre", einem libanesischen Restaurant in der Leopoldstadt, das vergangenes Jahr eröffnet wurde. Vor allem die „Mezze" Vorspeisen wie Lammhirn, Lammleber und Lammzunge stellen für kulinarisch wenig risikofreudige Gäste eine mentale Hürde dar. Mit Grillplatten und einer hausgemachten Fleischwurst sollten aber auch sie etwas auf der Karte finden. Wasserpfeife im Trend. Es ist aber längst nicht nur das Essen allein ein Indiz dafür, dass der Orient in Wien angekommen ist. Auch die Wasserpfeife hat den Status des Exotentums mitüerweile eingebüßt. In vielen und nicht nur orientalischen Lokalen kann nach dem Essen eine Schi scha geordert werden. Das SASHotel am Ring richtete zeitweise sogar einen eigenen Schanigarten mit arabischem Café dafür ein. Und während Tabak und Zubehör immer häufiger auch in Trafiken zu bekommen sind, eröffnen nun auch eigene Lokale rund um die Wasserpfeife, etwa das „Habibi Schi scha" auf der Heiligenstädter Straße. In diesem Coffeeshop gibt es den speziellen Wasserpfeifentabak zu kaufen, es kann aber auch direkt im Lokal geraucht werden. Mehr Alternativen. Die Welle an Neueröffnungen zeigt eines deutlich: Der Orient hat Wien endgültig erreicht. Zu den bereits etablierten Lokalen wie dem arabischen „AI Fayrooz" oder dem persischen „Pars" gibt es nun immer mehr spannende Alternativen und zum ordinären Kebab sowieso. m Moh El Hamdaoui mit Tagine vor dem „Petit Maroc". Wo ist der Orient? Aserbaidschanische Herkunft, israelische Küche, die jener arabischer Länder sehr ähnlich ist das „Schesch Besch" ist ein schönes Beispiel dafür, wie weit der Begriff des Orients gefasst werden kann. Geografisch lässt sich zwar darüber streiten, ob Marokko im äußersten Westen Nordafrikas und Aserbaidschan im Kaukasus unter diesem Begriff zusammengefasst werden können. Doch folgt man der heute gängigen Definition, erstreckt sich der Orient über den gesamten Nahen Osten und die arabisch islamische Welt einschließlich der türkischen, persischen und nordafrikanischen Regionen. Und auch der Kaukasus und Zentralasien lassen sich noch vortrefflich in die OrientSchiene einordnen. Ein Eindruck, den auch die Gäste im noch recht jungen Restaurant „Samarkand" nicht ablegen können. Das laut Eigenangabe „einzige usbekische Restaurant Wiens" wartet mit Ornamenten, einem Samowar und Bildern aus dem orientalischen Samarkand mit Kamelen und Koranschule auf die Inneneinrichtung spielt jedenfalls das Orient Gefühl deutlich aus. Die Küche ist dage Mehr Alternativen. Die Welle an Neueröffnungen zeigt eines deutlich: Der Orient hat Wien endgültig erreicht. Zu den bereits etablierten Lokalen wie dem arabischen „AI Fayrooz" oder dem persischen „Pars" gibt es nun immer mehr spannende Alternativen und zum ordinären Kebab sowieso. m